Museum des ‚Ospedale degli Innocenti‘
Dem als ‘Ospedale degli Innocenti’ bekannten Florentiner Findelhaus gebührt das Primat unter den großen Projekten der Florentiner Renaissance-Architektur. Errichtet nach einem Entwurf von Brunelleschi war es dazu ausersehen, eine Einrichtung aufzunehmen, der im Bereich der kommunalen Sozialpolitik, eine ähnlich wegweisende Rolle zukommen sollte.
Die rationale Klarheit und Harmonie der Architektur von Brunelleschi schuf den Raum und den Rahmen für eine Institution, die nicht nur das Überleben der ausgesetzten Kleinkinder und Säuglinge sichern sollte, sondern die sich, indem sie an den weiteren Werdegang der Kinder dachte, auch um die Eingliederung in das Gemeinwesen kümmern sollte.
Der Besuch im Museum des Ospedale degli Innocenti mit seinen Innenhöfen und Ausstellungsräumen ist nicht zuletzt eine Reise durch die Sozialgeschichte von Florenz zwischen Republik und Mediceischer Herrschaft.
Das Museum
Das Museum des Ospedale präsentiert sich seit seiner Wiedereröffnung im letztem Jahr in veränderter und erheblich erweiterter Gestalt. Signalfunktion hat die , mit großen, in bronziertem Messing-Platten gelöste Gestaltung von Ein- und Ausgang, die sich im Gebäudetrakt rechts der berühmten Brunelleschi-Loggia befinden und schon Gegenstand von Polemiken geworden ist.
Das weitläufige Untergeschoss ist der Geschichte der verdienstvollen Einrichtung und ihrer Architektur gewidmet. Im Besonderen besticht eine Sektion, in der das Karteischrank-System inspirierend für die Präsentationsform der Exponate geworden ist: eingehängt zwischen die von einem zentralen Pfeiler getragenen, weitgespannten Bögen, sondert eine elegante Holzstruktur mit zahlreichen Kästen einen großen, halbrunden Raum aus. In den Kästen, die sobald sie herausgezogen werden, ihren Inhalt beleuchten, befinden sich die Amulette und Erkennungszeichen von zahlreichen, über die Jahrhunderte dem Institut anvertrauten Kinder.
Auch die bemerkenswerte Gemäldesammlung des Ospedale hat zumindest, was die Beleuchtung betrifft, eine Aufwertung erfahren. Neben zahlreichen, kleineren Kunstwerken religiöser Thematik (darunter Werke von Luca della Robbia und Botticelli), die über Nachlässe in das Findelhaus kamen, findet die Bildergalerie ihren Höhepunkt in den großen Altartafeln von Piero di Cosimo und Domenico Ghirlandaio, die ursprünglich für die Hospitalskirche geschaffen worden sind.
Einen beeindruckenden Zugewinn, der ungewöhnliche Blicke auf Florenz eröffnet, stellt die große, auf zwei Seiten offene, ehemalige Trockenloggia des Instituts im obersten Stockwerk dar. Hier ist die Cafeteria des Museums untergebracht. (M.F.)