Neuentdeckungen: Fresken in S. Maria Novella
Auch wohlbekannte und vielbesuchte Orte wie die Dominikaner-Kirche Santa Maria Novella können immer noch Überraschungen bereithalten.
Diesmal geht es nicht um Forschungen, die neues Licht auf Bekanntes werfen, sondern um die Wiederentdeckung von Fresken, die über Jahrhunderte hinter den großen Altären des 16. Jahrhunderts den Blicken entzogen waren. Ausgehend von diesen Werken, die von den hinzugezogenen Kunsthistorikern, den Malern Bruno di Giovanni und Francesco Botticini zugeschrieben werden, sind die Wiederentdeckungen zur Gelegenheit geworden, frühere Funde in das rechte Licht zu rücken. Aus ihrem Schattendasein gerissen, bereichern diese Werke nach Meinung der Fachleute unsere Kenntnis der Florentiner Malerei im Besonderen des 14. Jahrhunderts in bemerkenswerter Weise.
Das sicherlich interessanteste der drei in S. Maria Novella freigelegten Fresken wird in der Tat Bruno di Giovanni zugeschrieben, einem Trecento-Künstler, dem relativ wenige Werke zuzuordnen sind, der aber den zeitgenössischen Dokumenten und den ‚Viten‘ Vasaris nach zu urteilen, ein wichtiger Maler gewesen sein muss. Nicht zuletzt aber auch ein Spassvogel. Gemeinsam mit seinem Kompagnon und Malerfreund Buffalmacco ist Bruno eine geschätzte Figur in der toskanischen Novellenliteratur und als solche auch in Boccaccio’s ‚Dekameron‚ zu Ehren gekommen. Vasari, dem auch die Errichtung der Altäre zu verdanken ist, hinter denen die Fresken verschwanden, erwähnt die Fresken Bruno di Giovannis, der hier sogar vom getreuen Freund Buffalmacco unterstützt worden wäre. Es geht um ein großes Freskenfragment, das dem Hl. Mauritius und der Thebaischen Legion gewidmet ist und dessen vielfigurige, friesartige Komposition zu einer im republikanischen Florenz ungewöhnlichen Inszenierung des Rittertums geraten ist.
Wichtig sind diese Funde auch in Zusammenschau mit anderen, schon früher entdeckten und teilweise abgelösten Freskenresten, angesichts der Hinweise, die sie auf eine, möglicherweise liturgisch bestimmte und über einen langen Zeitraum respektierte räumliche Verkettung zwischen den Fresken geben können.
Auch in Zukunft werden die Fresken, die an ihrem Fundort restauriert und hinter den Vasarianischen Altartafeln verblieben sind, interessierten Blicken zugänglich sein. Dafür sorgt ein Mechanismus, der bei Bedarf die großen Altartafeln zur Seite klappt, um einen Blick auf die verborgenen Schätze zu gewähren.