Florentiner Ausstellungen und Kunst-Ereignisse
Auch in diesem Jahr eine Vielzahl von Initiativen im Florentiner Ausstellungskalender: historische Sammlungen, die sich in neuer Gestalt präsentieren, Gegenwartskunst, neue Initiativen für die Kunst des 20. Jahrhunderts
Museum der Ehrwürdigen Erzbruderschaft der ‚Misericordia’
Domplatz, Florenz; Wiedereröffnung am 20.1.2016
Am 20. Januar, im Rahmen der Feierlichkeiten zu Ehren des heiligen Sebastian, Beschützer der traditionsreichen Bruderschaft, wird das neue ‘Museo della Misericordia’ im vierten Stock des Stammsitzes am Domplatz eingeweiht. Der Sammlung stehen 14 Räume zur Verfügung, in denen Zeugnisse aus einer sieben Jahrhunderte währenden Tätigkeit und Geschichte aufbewahrt werden. Zu sehen sind im Auftrag der Misericordia entstandene oder durch Nachlässe und Schenkungen in ihren Besitz gelangte Objekte, die bisher nur zum Teil dem Publikum zugänglich waren: Manuskripte, Gemälde, Wappen, Einrichtungsgegenstände, Gebrauchsgegenstände und Florentiner Kunsthandwerk. In der Sammlung Werke von Künstlern wie Annigoni, Dirk Van Baburen, Valentin De Boulogne sowie Werke aus den Werkstätten Giambolognas und der Della Robbia.
Das Museum wird anfänglich Montag und Freitag von 10.00 – 12.00 und von 15.00 – 17.00 geöffnet sein, Samstag hingegen nur vormittags von 10.00 -12.00.
Von Kandinsky zu Pollock. Die große Kunst der Guggenheim.
Palazzo Strozzi, 19. März -24. Juli 2016
In Florenz zu sehen über 100 Meisterwerken der europäischen und amerikanischen Kunst, die, zwischen den zwanziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden, Gegenstand der Sammelleidenschaft der beiden großen amerikanischen Sammler Peggy und Salomon Guggenheim waren.
“Fece di scoltura di legname e colorì”. Die bemalte Holzskulptur des 15. Jahrhunderts in Florenz.
Uffizien, 21. März – 28. August 2016
Für die gesamte erste Hälfte des 15. Jahrhunderts war die bemalte Skulptur – sei sie aus Holz, Marmor oder Terrakotta – Ausdruck des künstlerischen Primats der Skulptur. Ziel der Ausstellung ist es, anhand von etwa 50 Werken die Geschichte der bemalten Holzskulptur des 15. Jahrhunderts in Florenz zu erforschen, einer Stadt, in der die Nachbarschaft zwischen den Werkstätten, Orte des Austausches zwischen Bildhauern, Malern und Architekten oftmals entscheidenden Einfluss auf die Werke der Künstler gewann.
Narren, Bauern und Spieler am Hof der Medici
Palazzo Pitti, Galleria Palatina, 9. Mai – 4. September 2016
Etwa 30 Werke des 17. und 18. Jahrhunderts, die vorwiegend aus den Magazinen der Galleria Palatina stammen, haben bizarre Themen zum Gegenstand, die in den Mediceischen Sammlungen nicht ungewöhnlich waren. Es handelt sich um sogenannte Genre-Szenen, die im kodifizierten Universum des Genres, oftmals begleitet von einem moralischem und belehrenden Unterton, die Möglichkeit eröffneten, komische Aspekte des Gesellschafts- und Hoflebens zu illustrieren – Themen eben, die andernorts als trivial, stil- und geschmacksverletzend angesehen wurden. In diesem Rahmen betreten am Rande stehende Figuren und Outsider die Bühne wie Narren etwa, unbedarfte oder skurrile Bauern, Zwerge und Spielernaturen, die sich mit gestatteten wie untersagten Spielen beschäftigen.
Splendida Minima – Wertvolle Kleinskulpturen aus den Mediceischen Sammlungen: von der ‘Tribuna’ Francescos I. de‘ Medici zum großherzoglichen Schatz
Palazzo Pitti, Museo degli Argenti, 21. Juni – 2. November 2016
Die Uffizien beherbergen die bedeutendste heute existierende Sammlung eines außerordentlich raren Gebietes der Steinschnittkunst: kleine aus Halbedelsteinen gearbeiteten Skulpturen, die vor allem in hellenistischer und römischer Zeit hergestellt wurden, deren Technik aber in mittelalterlicher Epoche in Vergessenheit geriet, um in der Renaissance wiederentdeckt zu werden. Die Ausstellung – die erste, die dieser besonderen künstlerischen Produktion gewidmet ist – wird alle Kleinstskulpturen der Mediceischen Sammlungen vereinigen und sie mit anderen Beispielen von Statuen aus kostbaren Materialien konfrontieren, mit dem Ziel durch aussagekräftige Gegenüberstellungen, die besonderen technischen und stilistischen Charakteristiken dieser Miniatur-Objekte hervortreten zu lassen.
Das Museum des ‚Ospedale degli Innocenti’
Piazza SS. Annunziata; Wiedereröffnung am 23. Juni
Das ‘Istituto degli Innocenti’, das Florentiner Findelhaus, entstand als erste von Laien getragene Einrichtung auf der Welt, die sich in exklusiver Weise mit der Betreuung von Kindern befasste. Die beeindruckenden und bis dato nur zum Teil zugänglichen Besitztümer, die das Institut seit seiner Gründung im Jahr 1419 angesammelt hat, sind nach langjährigen Arbeiten in erheblich größeren, suggestiven Räumlichkeiten zu sehen. Nicht zuletzt ein Museum der Kindheit und ihrer Geschichte. Im Souterrain-Geschoss wird die Entwicklung des Instituts und der Betreuung der Kindheit von den Anfängen bis heute wie ein Weg durch die Geschichte erzählt werden, woran die über ein multimediales Instrumentarium vermittelte Rekonstruktion der Biografien von ungefähr 100 Mädchen und Jungen hat, die dieser Ort im Laufe der Jahrhunderte aufgenommen hat, einen wichtigen Anteil hat. In der Galerie wird es möglich sein, einem architektonischen Spaziergang zu folgen, während das Museum ungefähr achtzig Werke aufnehmen wird, unter denen sich Meisterwerke von Künstlern wie Luca und Andrea della Robbia, Sandro Botticelli, Domenico Ghirlandaio und Piero di Cosimo befinden.
‚Scoperte e Massacri’. Ardengo Soffici und der Impressionismus in Florenz
Uffizien, 26. September – 8. Januar 2016
Die erste monografische Ausstellung, die Ardengo Soffici (1879 – 1964) gewidmet ist, stellt eine Gelegenheit dar, um die künstlerische Erfahrung eines Malers, Schriftstellers, Kunstkritikers und Polemisten zu verfolgen, der in Kontakt mit den bedeutendsten künstlerischen Bewegungen des zeitgenössischen Italiens und Europas trat und sich mit ihnen fördernd oder aber höchst polemisch auseinandersetzte. Die Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind (von Segantini zu Cezanne, von Renoir zu Picasso, von Degas zu Medardo Rosso, von De Chirico zu Carrà etc., abgesehen natürlich von Soffici selber) sind seinen Vorlieben oder ausdrücklichen Abneigungen folgend ausgewählt und werden kommentierend von Texten begleitet, die seinen Kunstschriften entnommen sind.
Wirkliche Zeit und Zeit der Wirklichkeit. Die Uhren Palazzo Pittis vom 18. bis ins 20. Jahrhundert
Palazzo Pitti, Galleria d’arte moderna, 13. September 2016 – 8. Januar 2017
Eine repräsentative Auswahl von achtzig Uhren aus den über zweihundert, die zu den Sammlungen des Palazzo Pitti gehören. Einzigartige Kunstwerke, Zeugen des Verstreichens der Tage derjenigen, die den Florentiner Residenzpalast zwischen 18. und 19. Jahrhundert bewohnten. Die Auswahl der Exemplare wird es gestatten, in den verschiedenen Gestaltungsformen, die außerordentliche Qualität, sei es unter technisch-wissenschaftlichen, sei es unter rein künstlerischen Gesichtspunkten zu würdigen. Einzigartige Instrumente mit zwei Seelen: der Mechanismus, oftmals höchst ausgeklügelt und kompliziert und das Gehäuse, das – geboren um den zerbrechlichen Inhalt zu schützen, sich im Laufe der Zeit zu einem wahren Kunstgegenstand entstanden hat, dem ein Eigenwert zukommt.
Ai Weiwei im Palazzo Strozzi
Palazzo Strozzi, 22. September 2016 – 22. Januar 2017
Ai Weiwei gilt als einer der berühmtesten lebenden Künstler, der in den letzten Jahren seinen Namen immer enger mit großen politischen Themen und Kämpfen wie Ausdrucksfreiheit und Verteidigung der Menschenrechte verbunden hat. 2016 wird der Künstler in Florenz sein, um im Palazzo Strozzi zu arbeiten, wo eine umfassende Auswahl seiner über Jahrzehnte währenden Arbeit, die Kraft und die Lebendigkeit einer künstlerischen Reflektion bezeugen wird, die in Florenz in Dialog mit der Geschichte und der Renaissance-Architektur des Palastes treten wird. Ai Weiwei wird darüber hinaus eine Serie von site-spezifischen Installationen für Palazzo Strozzi schaffen, der zum ersten Mal mit der Vereinigung von Innenhof, Piano Nobile und Strozzina, eine Nutzung als einheitlicher Ausstellungsraum erfährt.
Noch zu definieren ist das genaue Programm für einen der wichtigsten Jahrestage in der Geschichte der Stadt: der 50. Jahrestag der dramatischen Überschwemmung von 1966. Die Fortschritte lassen sich aber auf dem extra eingerichteten Webseite verfolgen.